Anzahl der Beiträge : 2 Anmeldedatum : 30.08.15 Alter : 25 Ort : Die schönste Stadt am Rhing
Thema: Leere Mo Aug 31, 2015 11:55 am
Mitternächtliches Me hat es geschafft das hier falsch einzusortieren... müsste eventuell gemoved werden, ich mag das nicht einfach unaufgefordert reposten.
Kleines Vorwort: Diese Geschichte hier ist eventuell nicht ganz ohne, und für sanftere Gemüter nicht geeignet. Vorkommen tun physische Gewalt, "Boddyhorror", teilweise leicht geschilderter Splatter, psychischer Druck/psychische Belastung, und eine vereinzelte (harmlose) sexuelle Anspielung. Ich lege es hiermit jedem selbst in die Hände die Geschichte zu lesen. Sollte sich ihr Inhalt mit den Regeln dieses Forums beißen entschuldige ich mich schon an dieser Stelle vielmals. Ansonsten freue ich mich über jegliche konstruktive Kritik, entschuldige mich ebenfalls für die scheußlichen Formulierungen die sich bestimmt ein geschlichen haben (neben dem impressionistischen Schreibstil), und wünsche ein angenehmes Grusel-Erlebnis, sollte es mir gelungen sein zumindest einige Endrücke zu vermitteln.
Spoiler:
Ich höre ihre Klauen, das knackende Geräusch das sie machen wenn sie sich in das Gestein krallen, und das Klacken wenn ihre sechs Beine auf den Boden des Labyrinths treffen. Trotzdem kann ich nicht sagen wo sie sich befindet, weiß nicht mal wo ich mich befinde. Ich könnte Tage im Labyrinth sein, Wochen oder Stunden. Ich schleppe meinen geschundenen Körper durch die Gänge, bete das sie mich nicht findet, bete das ich den Ausgang finden werde. Habe zu viel Angst das sie mich findet, auch wenn ich weiß das sie meinen Aufenthaltsort zu jeder Zeit kennt. Wir spielen Katz und Maus, es ist kein faires Spiel. Sie ist von welcher Schöpfung auch immer auf das hier vorbereitet, ich nur auf ein romantisches Wochenende. Anne. Anne. Ich stolpere. Die Erde ist hier frisch aufgeschüttet. Sie war hier. Hat einen neuen Gang gegraben. Das Labyrinth wächst während ich wandere, und ich werde das Gefühl nicht los das sie mich treibt. Tiefer hinab. Durch ihre Stollen und ihre Gänge, tiefer hinab, während sie mir mein Grab schaufelt.
Warum lebe ich noch? Warum hat sie mit mir nicht das getan was sie mit Anne getan hat? Anne... Anne. Eine Impression ihres zerfetzten Körpers streift meinen Geist. Die gepanzerte Klaue die aus dem Boden ragt und sie hinabzerrt. Das Geräusch ihre berstenden Knochen, ihre erstickten Schreie, gedämpft durch die zahlreichen Meter Erde, Schutt und Gestein, als sie im Labyrinth landet. Das Geräusch meiner Schreie als der Boden unter mir einbricht, und ich sie das erste mal sehe. Wie ihr monströser Leib aus der Dunkelheit ragt, und wie eine fremde Energie um ihren Körper spielt. Der Laut den sie ausstößt sprengt sämtliche Frequenzen meiner Wahrnehmungsfähigkeit. Er erfüllt mein Bewusstsein, lähmt meine Sinne, betäubt selbst meine Furcht, und ich meine ein Flüstern wahrzunehmen. Einen lockenden Ruf, weit über ihre Grenzen hinaus. Aus der Tiefe des Labyrinths dringt er zu mir. Ihr Schrei bricht ab, tonlos dreht sie sich um. Das Geräusch von berstendem Stein erfüllt einen Moment lang die Luft, als sie im Boden verschwindet, aber meine Ohren sind betäubt. Als ich mich wieder erhebe, halt aus der Ferne ihr Ruf zu mir. Es ist ein verheißungsvolles Kreischen, dämonisch, wüsste ich nicht das sie weitaus tödlicher ist. Er hallt von allen Wänden, er scheint aus der Erde um mich herum zu kommen, und ich weiß, ich bin lebendig begraben. Langsam ziehe ich mich nach vorne, Zentimeter für Zentimeter, Meter für Meter. An einem Punkt richte ich mich auf, stolpere weiter. Der Weg führt jetzt steiler bergab, tiefer hinein ins finstere Erdreich. Ich passiere unzählbare Abzweigungen. Manche sehen aus als wären sie vor Jahrhunderten entstanden, andere sind frisch geschaufelt, und tragen die monströsen Kratzspuren ihrer Klauen an den Wänden. Ich entscheide mich ohne System, nur ein leichtes Ziehen, ganz am Rande meines Bewusstseins leitet meine Füße.
Wieder sehe ich Anne. Ihren schönen Körper, besudelt mit ihrem eigenen Blut. Ihre üppige Seite, geöffnet durch eine Klaue mit der Schärfe eines Skalpells, geführt mit der brutalen Eleganz eines Kampfkünstlers. Wie ihr Körper unnatürlich zuckt, heftiger als in unseren schönsten Schäferstunden, als die fremde Energie ihr Fleisch verbrennt.
Langsam klärt sich mein Blick wieder. Ich könnte nicht sagen wie weit ich gewandert bin, doch höre ich sie in regelmäßigen Abständen. Mal ein heftiges Klacken hinter mir, doch ich kann mich nicht umdrehen, mal berstender Stein irgendwo neben mir. Auch die Dunkelheit lichtet sich langsam. Ein violettes Schimmern scheint mir von tief, tief unter der Erde entgegen, und kriecht wie flüssiges Licht über die Wände. Mit jedem Lebenszeichen wir mir klar, auch sie hat Angst. Ihr Vordringen wird zaghafter, neue Gänge werden seltener. Ich spüre das auch sie nun ihr Revier verlässt. Das was ich hier betrete ist älter. Mächtiger. Und allem auf der Erde weitaus fremder, fremder noch als das was sie ist.
Ein Ruck durchfährt mein Bewusstsein, zieht an meinem Geist. Gierig, verlangend, gebieterisch. Ich höre sie hinter mir kreischend Jaulen. Ein Flackern durchzieht das violette Glimmen, einige Funken springen durch die Luft. Mit jedem Schritt wird das Licht heller, und der lockende Ruf kehrt in mein Bewusstsein zurück. Er flüstert Dinge in einer Sprache die diese Realität nie hätte hören sollen. Worte die in jeder Sprache unaussprechliche Schrecken bedeuten. Ich weiß nicht wann ich das erste Ornament gesehen habe, inzwischen sind die Wände auf allen Seiten erfüllt damit. Das Licht passt sich ihnen an, der Gang weitet sich. Andere Gänge kommen von den Seiten, vereinen sich. Wo immer mein Schicksal liegen mag, der Weg ist nicht mehr weit. Dort. Der Tunnel öffnet sich in eine Höhle. Ich höre wie sie hinter mir stehen bleibt, doch fehlt mir der Wille es ihr gleich zu tun. Die flüsternde, rufende Stimme lenkt mich nun vollends. Ein dunkler See bedeckt den Grund der Grotte. Aus seinen Tiefen dringt das violette Licht, es pulsiert, als wäre es lebendig. Meine Beine treiben mich ins Wasser, Schritt um Schritt, wird das vorankommen schwerer, doch das Flimmern in der Tiefe hat eine nahezu magnetische Wirkung. Die flüsternde Stimme kündigt apokalyptische Visionen an, doch ich bin hoffnungslos verloren, hoffnungslos verdammt. Die Wellen schlagen über meinem Kopf zusammen, doch das ist nicht schlimm. Das Licht empfängt mich, die Stimme lobt mich. Ich weiß es, als ich hinabsinke, und die Grotte über meinem Kopf undeutlicher wird. Die Stimme verschmilzt mit meinem Verstand, ihre Visionen werden meine. Die fremde Energie strömt stärker als je zu vor aus der Lumineszenz, und hüllt mich ein, als der Druck auf meinen Lungen immer Größer wird. Sie strömt durch meine Adern, durch mein Herz und meinen Verstand. Mein letzter Gedanke gilt Anne, als mein menschliches Ich ausgebrannt wird. Vor mir, in mir, um mich: Nur die Leere.
Weekly-Little-Mountain-Post
Aliens, Waffen, Terroristen? „Ein höchst ungewöhnlicher Vorfall ereignete sich vorgestern Nacht, nachdem Anwohner die Feuerwehr riefen, da sie ein violettes Flackern in den Wäldern nahe der Quelle des Little-Mountain-Rivers gesichtet haben wollen. Wie es ihre Arbeit erforderte durchstreiften die Rettungskräfte den Wald, um sicherzustellen das vor allem die Gefahr eines Waldbrands ausgeschlossen werden kann. Anwohnern zu Folge war es kurz nach eins als sie die ersten Schreie aus dem Wald hörten, sie jedoch abtaten. Zwei lokale Jugendliche wollen auch das mysteriöse Flackern erneut gesehen haben. Als sich im Morgengrauen eine der sieben Einsatzkräfte zur Feuerwache zurückschleppte war ihr Blick von Grauen und Wahnsinn erfüllt. Ein einziger Satz kam bis jetzt über die Lippen des ehemals glücklichen Familienvaters: 'Die Leere, SIE kommen.' Sein eines Auge ist vollständig ausgebrannt, wie mit einem Lichtbogen weg gelasert. Die amerikanische Regierung hat sich bis dato nicht konkret geäußert, und weder zu den Vorwürfen geheimer Waffentests, noch terroristischer Motive Stellung genommen. Eine Pressevertretung ließ nur mitteilen 'das Gebiet sei abgeriegelt, es bestehe jedoch keine Gefahr für die zivile Bevölkerung.'“
Notiz des Redakteurs: Aus der letzten Nacht häufen sich die Meldungen einiger Anwohner, die ein violettes Flackern und die Silhouette einer Frau gesehen haben wollen. Die Regierung hat eine zeitweilige Nachrichtensperre verhängt. Auch im Wald soll das Leuchten wieder gesehen worden sein.
Adee RPG- Verwaltung
Anzahl der Beiträge : 216 Anmeldedatum : 07.12.13 Alter : 22 Ort : Gymnasium
Thema: Re: Leere Do Sep 03, 2015 4:41 am
Nun, gruselig finde ich es nicht unbedingt, doch äußerst spannend, werter Sklave ^^ Eine nette kleine Kurzgeschichte, mit charakteristischem Stil, einem offenen Ende und einer Handlung, die durch den Zeitungsartikel genügend erläutert wird. Sie hat etwas von einem Prolog/ Epilog/ Cliffhanger. Mein Kritikpunkt gilt dem Stil im Zeitungsartikel, da er nicht mit genug Abstand geschrieben worden ist- man sollte nicht bewusst wieder erkennen, dass er von der selben Person wie der Abschnitt davor ist. (Und natürlich Rechtschreibung und Zeichensetzung generell *hust*) Ansonsten gefällt es mir gut ^^/